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Personalschlüssel (ohne Leitungszeit) in Eingliederungshilfegruppen

Ein zentrales, vielfach diskutiertes strukturelles Qualitätsmerkmal von frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung ist die Personalausstattung in KiTas. Dazu zählen der Personalschlüssel und die Fachkraft-Kind-Relation. Bisherige, insbesondere internationale, Studien zeigen: Bessere Personalschlüssel beziehungsweise Fachkraft-Kind-Relationen ermöglichen positive pädagogische Interaktionen und bildungsanregende Aktivitäten für die Kinder (vgl. zum Forschungsstand Viernickel/Strehmel 2022; Viernickel/Schwarz 2009: 13ff.). Zudem lassen sich bei einem vergleichsweise guten Personalschlüssel bzw. bei einer guten Fachkraft-Kind-Relation eine positive Entwicklung der sprachlich-kognitiven Fähigkeiten und eine Steigerung des emotionalen Wohlbefindens der Kinder erkennen (vgl. ebd.). Somit ist die Personalausstattung bedeutsam für hochwertige pädagogische Arbeit in KiTas, insbesondere bei der Förderung von Kindern mit Förderbedarfen (vgl. Anders et al. 2022). Jedoch ist sie nur eine notwendige, keine hinreichende Bedingung für gelingende pädagogische Prozesse (vgl. Viernickel/Strehmel 2022: 38). Hinzu kommen weitere Faktoren, wie zum Beispiel Qualifikation, Haltung und Interaktionskompetenz und die Arbeitsbedingungen der pädagogischen Fachkräfte (vgl. ebd.).  

In der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) wird betont, dass Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung alle Menschenrechte und Grundfreiheiten in vollem Umfang gleichberechtigt bekommen sollen. Dies wird auch in der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) definiert, zusammen mit der Festlegung, dass Kindern mit Behinderungen spezielle Bedürfnisse und Rechte anerkannt werden. In Deutschland ist die gesetzlich verankerte Eingliederungshilfe ein zentrales Instrument zur Umsetzung dieser Konvention. Anspruch auf eine Eingliederungshilfe haben Kinder mit einer (drohenden) körperlichen oder geistigen Behinderung oder Kinder mit (drohender) seelischer Behinderung im Sinne des SGB VIII (§ 35a) oder des SGB IX nach Feststellung einer entsprechenden Bedarfslage. Im Rahmen einer Eingliederungshilfe soll Kindern mit einem solchen Förderbedarf ermöglicht werden, gleichberechtigt an der Gesellschaft teilzunehmen. Ebenso soll ihre Bildung und Entwicklung gefördert werden, damit sie weitgehend selbstständig werden. Die Unterscheidung, dass sowohl die Träger der Kinder- und Jugendhilfe nach SGB VIII als auch Träger der Eingliederungshilfe nach SGB IX zuständig sind, kann für betroffene Familien zu erheblichen alltäglichen Problemen führen, da Zuständigkeits- und Abgrenzungsfragen schwierig zu klären sind.  

Studien zeigen, dass der Personalschlüssel in KiTa-Gruppen je nach Zusammensetzung der Kinder mit und ohne (drohender) Behinderung variiert (vgl. Autorengruppe Fachkräftebarometer 2019: 30; Bock-Famulla et al. 2023: 11; Lotte 2017: 222ff.). Je höher der Anteil an Kindern mit Eingliederungshilfe ist, desto besser fällt auch der Personalschlüssel in diesen Gruppen aus. Dies hängt mit dem bei Kindern mit Behinderung einhergehenden höheren Förderbedarf und somit höheren Personalressourcen zusammen, wenngleich der Förderbedarf des Kindes je nach Art und Ausprägung der Behinderung sehr unterschiedlich ausfällt.  

Zur Gewährleistung eines kindgerechten und pädagogisch sinnvollen Betreuungsverhältnisses empfiehlt die Bertelsmann Stiftung, dass in einer reinen Krippengruppe drei Kinder im Alter von null bis unter drei Jahren von einer Fachkraft betreut werden sollen, also ein Verhältnis von 1:3. Die Empfehlung für die klassische Kindergartengruppe, also in einer Gruppe, in der ab dreijährige Kinder bis zum Schuleintritt betreut werden, liegt bei 1:7,5. Die Empfehlungen beziehen sich auf Personalschlüssel in Gruppen ohne Kinder mit Eingliederungshilfe und ohne die Arbeitszeit des Leitungspersonals zu berücksichtigen (s. methodische Hinweise). Empfehlungen für Personalschlüssel in Gruppen mit Kindern mit Eingliederungshilfe werden aktuell entwickelt und sehen einen zweistufigen Gewichtungsfaktor vor (vgl. Strehmel/Viernickel 2022).   

Weitere Daten und Informationen zu diesem Indikator finden Sie in der Datei „Download Daten“ unter dem Zeitstrahl. 

Der für jedes Bundesland ausgewiesene Personalschlüssel ist eine mithilfe der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik ermittelte rechnerische Größe (vgl. Fuchs-Rechlin 2013; Strunz 2013; Lange 2008). Der Wert gibt Auskunft darüber, wie viele ganztags betreute Kinder (Ganztagsbetreuungsäquivalente) von einer Vollzeit arbeitenden Fachkraft (Vollzeitäquivalent) betreut werden. Es geht also um den Personalressourceneinsatz und somit um die Relation zwischen den vertraglich vereinbarten Betreuungszeiten aller Kinder und den vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die für eine Gruppe eingesetzt werden. Die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit umfasst die unmittelbare pädagogische Arbeit mit den Kindern sowie die mittelbare pädagogische Arbeit, die auch Vorbereitungszeiten, Teamsitzungen, Elterngespräche, usw. beinhaltet. Des Weiteren sind darin Urlaub und Fortbildungszeiten – sogenannte Ausfallzeiten – enthalten. Der hier ausgewiesene Personalschlüssel umfasst neben den Arbeitszeiten des pädagogischen Gruppenpersonals auch anteilig die Arbeitszeiten des gruppenübergreifenden Personals sowie die Arbeitszeiten des Personals, das für die Förderung von Kindern mit (drohender) Behinderung zuständig ist. Diese Arbeitszeiten werden auf die Gruppen aufgeteilt, in denen mindestens ein Kind mit einer Eingliederungshilfe betreut wird. Die Arbeitszeiten des Leitungs- und Verwaltungspersonals werden jedoch nicht berücksichtigt. Somit wird im Gegensatz zum Indikator „Personalschlüssel in KiTas mit Leitungszeit“ bei dem vorliegenden Indikator die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit des Leitungspersonals nicht beachtet. Der Personalschlüssel gibt nicht an, wie viele Kinder zu jedem Zeitpunkt am Tag von einer Fachkraft betreut werden. Dies wiederum wird mithilfe der sogenannten Fachkraft-Kind-Relation dargestellt, die sich tatsächlich nur auf die direkte pädagogische Arbeitszeit in den Gruppen bezieht. 

Ausgewiesen werden die Personalschlüssel in KiTas ohne Leitungsstunden für die folgenden Gruppentypen, in denen mindestens ein Kind mit einer Eingliederungshilfe betreut wird: 

- "Krippengruppen": Dies sind alle Gruppen, in denen ausschließlich Kinder unter drei Jahren betreut werden. 

- "Kindergarten, Kinder ab drei Jahren bis Schuleintritt": Dies sind alle Gruppen, in denen ausschließlich Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt sind, also die klassischen Kindergartengruppen. 

- „Für 2-Jährige geöffnete Kindergartengruppe“: Dies sind Gruppen mit 15 und mehr Kindern, in denen neben Kindern ab einem Alter von 3 Jahren bis zum Schulbesuch auch bis zu fünf 2-jährige Kinder - betreut werden. 

- „Gruppe mit Kindern unter 4 Jahren“: Dies sind alle Gruppen, die nicht den Krippengruppen zugeordnet wurden und in denen ausschließlich Kinder unter 4 Jahren sind. 

- „Altersübergreifende Gruppe“: Hierunter fallen diejenigen Gruppen, die nicht den vorangegangenen Gruppentypen zugeordnet wurden. Diese Gruppe setzt sich aus altersgruppenübergreifenden Gruppen mit Kindern von 0 Jahren bis zum Schuleintritt und altersgruppenübergreifenden Gruppen mit Schulkindern zusammen. Sprachlich exakt müsste diese Gruppenform „altersgruppenübergreifende Gruppen“ heißen. Unberücksichtigt bleiben Gruppen, in denen nur Schulkinder sind. 

- „Hortgruppen“: Hierunter fallen diejenigen Gruppen, in denen sich ausschließlich Schulkinder befinden. 

Die Zuordnung von Gruppen in Kindertageseinrichtungen zu einem bestimmten Gruppentyp wird nicht von den Einrichtungen selbst vorgenommen, sondern erfolgt im Rahmen der Auswertung der Daten der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik. Dabei erfolgt die Zuordnung primär anhand der Alterszusammensetzung der Kinder in der Gruppe. Es werden nur Gruppen berücksichtigt, in denen mindestens ein Kind mit einer (drohenden) Behinderung betreut wird. Der Personalschlüssel (ohne Leitungszeit) in Gruppen ohne Kinder mit einer Eingliederungshilfe sind hier zu finden.  

Weitere methodische Erläuterungen zum Personalschlüssel sind zu finden unter „Methodik“. 

Quelle 

Daten ab 2023:
FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege, 2023; berechnet vom Österreichischen Institut für Familienforschung an der Universität Wien. 

Daten 2022: 
FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege, 2022; berechnet von der Bertelsmann Stiftung im Rahmen des Fachkräfte-Radars für KiTa und Grundschule 2023 [Download von: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/fachkraefte-radar-fuer-kita-und-grundschule-2023 (28.05.2024)], 2023.  

Literatur
Anders, Yvonne/Wolf, Katrin/Enß, Charlotte (2022): Bundesweite Standards in der sprachlichen Bildung in der Kindertagesbetreuung. Bamberg [Download von: https://www.fruehe-chancen.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/AG_Fr%C3%BChe_Bildung_Bericht/Expertise_Sprachliche_Bildung_Anders_et_al._2022_BF.pdf (28.05.2024)].  

Autorengruppe Fachkräftebarometer (2019): Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019. München [Download von: Fachkraeftebarometer_Fruehe_Bildung_2019_web.pdf (28.05.2024)].   

Bock-Famulla, Kathrin/Girndt, Antje/Berg, Eva/Vetter, Tim/Kriechel, Ben (2023): Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2023. Gütersloh [Download von: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/fachkraefte-radar-fuer-kita-und-grundschule-2023 (28.05.2024)].  

Fuchs-Rechlin, Kirsten (2013): Genauer hingeschaut - Personalausstattung in KiTas schlechter als gedacht, in: KomDat Jugendhilfe, H. 1/2013, S. 12-15.  

Lange, Jens (2008): Personalschlüssel in Kindertageseinrichtungen, Berechnungsgrundlagen und empirische Ergebnisse eines vielbeachteten Indikators, in: FORUM Jugendhilfe, H. 3/2008, S. 41-44.  

Lotte, Josefin (2017): Kinder mit Behinderung im System der frühkindlichen Bildung. Eine Sekundäranalyse auf der Grundlage amtlicher Statistiken. projektverlag. Bochum.  

Strehmel, Petra/Viernickel, Susanne (2022): Bundesweite Standards zur Betreuungsrelation in der Kindertagesbetreuung. Hamburg/Leipzig [Download von: https://www.fruehe-chancen.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/AG_Fr%C3%BChe_Bildung_Bericht/Expertise_Betreuungsrelation_Strehmel___Viernickel_2023_BF.pdf (28.05.2024)].  

Strunz, Eva (2013): Wie viel Personal für wie viele Kinder? - Der Personalressourceneinsatz in Kindertageseinrichtungen 2013, in: FORUM Jugendhilfe, Heft 4/2013, S. 33-40.  

Viernickel, Susanne/Schwarz, Stefanie (2009): Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung – Wissenschaftliche Parameter zur Bestimmung der pädagogischen Fachkraft-Kind-Relation. Expertise. Herausgegeben vom Paritätischen Gesamtverband, dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) e.V. und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Berlin.  

Viernickel, Susanne/Strehmel, Petra (2022): Bundesweite Standards zur Betreuungsrelation in der Kindertagesbetreuung. Expertise im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. [Download von: Bundesweite Standards zur Betreuungsrelation in der Kindertagesbetreuung (fruehe-chancen.de) (26.06.2024)].